Standpunkt 26: Digitalisierung in der beruflichen Bildung vorantreiben: Flächendeckend

20.03.2021

Digitalisierungswerkstatt 4.0 in Pforzheim/ Enzkreis setzt neue Impulse

Mit Beginn des neuen Jahres 2021 schaut das ganze Ländle in einer Mischung aus banger und hoffnungsvoller Erwartung nach vorne: nach dem desaströsen Corona-Jahr kann es nur besser werden und die Erwartung liegt in einer Erholung der Wirtschaft, damit es endlich wieder Business as usual gibt.

Als Lokomotive für diese gewünschte positive wirtschaftliche Entwicklung sollen die vielen mittelständischen klein- und mittelständischen (Handwerks-)Unternehmen herhalten. Allerdings ist absehbar, das diese Anstrengung durch unsere KMUs kein Selbstläufer sein wird. Denn Stand heute fehlen schon einigen Gewerken der geeignete Nachwuchs. Daher gilt es, mit Blick auf die Zukunft und die kommende Landtagswahl in diesem Jahr, noch stärker auf eine kluge und effektive Berufsbildungspolitik zu setzen.

Im Handwerk finden im Zuge der Digitalisierung vermehrt Computer und weitere digitale Technologien bei der Produktion Einzug. So können Tischler Modelle für Möbelstücke nicht nur per Hand, sondern auch in 3D am Computer entwerfen. Für Handwerksbetriebe bietet die Digitalisierung also großes Potenzial bei der Optimierung der Fertigung und ermöglicht es, komplett neue Geschäftsmodelle zu schaffen.

Im Zuge des Projektes „Dialog und Perspektive Handwerk 2025“ als gemeinsame Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau und des Baden-Württembergischen Handwerkstages fördert das Wirtschaftsministerum bis Ende 2020 mit 4,4 Millionen Euro, unter anderem auch im Bereich Digitalisierung.

Schon jetzt werden Lernfabriken 4.0 an den Beruflichen Schulen im Rahmen der Maßnahmen der „Digitaloffensive” für die Industrie Baden-Württembergs gefördert. Die MIT fordert, analog zu den bislang geförderten 16 Lernfabriken 4.0 nun parallel dazu die Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung auch auf das Handwerk auszuweiten. Dies muss die flächendeckende Einrichtung von Digitalsierungswerkstätten – und damit auch für den Enzkreis bzw. Pforzheim – bedeuten

Mit einer Digitalisierungswerkstatt 4.0 soll insbesondere die Digitalisierung in der Gebäude-, der Energie- und Umwelttechnik vorangetrieben und gleichzeitig unsere Handwerksbetriebe vor Ort mit Fachkräften für das 21. Jahrundert versorgt werden. So spielen beispielsweise die Themen Gebäudesystemtechnik, Smart Home, Sanitär-Heizung-Klima und Elektrotechnik eine enorme Rolle. Langjährige Kooperationen mit ansässigen Unternehmen und Berufsschulen bestehen hierzu bereits und lassen sich ausbauen.

Außerdem gibt die Idee einer Digitalisierungswerkstatt 4.0 in Pforzheim/ Enzkreis zwei Projekten gleichermaßen neue Impulse:

Erstens wird der Idee eines „Bündnisses für Arbeit“ für die Stadt Pforzheim auf die Beine geholfen, das bislang über eine Absichtserklärung nicht hinausgekommen ist. Zweitens könnte durch die Digitalisierungswerkstatt 4.0 ein neuer Baustein für eine erneute, erfolgreichere Bewerbung um Fördermittel aus dem Programm „Smart City“ entstanden sein.

Warum das alles? Bei der beruflichen Bildung geht es nicht nur um die Zukunft unserer Unternehmen sondern auch um die soziale Kohäsion in unserer Gesellschaft. Fachkräftezuwanderung ist absolut notwendig und sinnvoll, eine vernünftige, an den zukünftigen Bedarf unserer Azubis angelehnte, den kommenden Herausforderungen der digitalisierten Umwelt angemessene Bildungspolitik ist es genauso. Wer unter Bildungspolitik nur Exzellenz-Initiativen versteht, der hat nichts begriffen. Jetzt liegt es an uns, die Weichen zur Umsetzung zu setzen.

Jan Kalus